Gestalttherapie

Die Gestaltherapie verdankt ihren Namensursprung dem Wort „gestalten“ und nicht, wie oft fälschlicherweise angenommen, dem Wort „Gestalt“. Das Ziel der Gestalttherapie ist es das Bewusstsein des Menschen zu entwickeln. Bewusstsein bezieht sich auf das Bewusstwerden der aktuell vorhandenen Gefühle, Gedanken, Empfindungen und Verhaltensweisen des Coachees durch den Coachee. Dies beinhaltet sowohl die Wahrnehmung nach „Außen“ als auch nach „Innen“ in der Form, dass die Wahrnehmung bewusster und objektiver gestaltet wird. Dabei wird das gesamte Umfeld und die gesamte „innere Welt“, bestehend aus den aktuellen Gefühlen, Empfindungen und Verhaltensweisen des Coachees und deren Zusammenspiel, berücksichtigt.

Durch die Betrachtung der „inneren Welt“ nicht als Summe von Einzelelementen, sondern als sich gegenseitig beeinflussende Faktoren einer Ganzheit ist das „Ganze“ anders als die Summe seiner einzelnen Elemente. Die isolierte Betrachtung der Einzelelemente wird als nicht ausreichend und situationsadäquat betrachtet. Wahrnehmung, soziales Leben und Eigenexistenz sind damit immer Bestandteile einer komplexen Sinngebung. Die Fähigkeit des Organismus zur Selbstregulierung zeigt sich dabei indem das jeweils wichtigste Bedürfnis in den Vordergrund des Bewusstseins rückt, befriedigt wird und dadurch wieder in den Hintergrund tritt und somit ein weiteres Bedürfnis in den Vordergrund treten kann. Wird ein Bedürfnis nicht oder nur unvollständig befriedigt, so bleibt es vordergründig vorhanden. Durch neue Einsichten, Erfahrungen und Verhaltensmöglichkeiten kann das Bedürfnis befriedigt bzw. geschlossen werden und beeinflusst dann nicht mehr die Lebensqualität des Coachees.

Dazu sind grundsätzlich folgende drei Möglichkeiten denkbar:

  • Bedürfnisbefriedigung durch Anpassung der Umwelt (Ich bekomme was ich will)
  • Anpassung des eigenen Anspruchs (Wichtigkeit des Bedürfnisses wird relativiert)
  • Vermeidung der bedürfnisfördernden Reizsituation

Die durch unbefriedigte Bedürfnisse ausgelösten Verhaltensweisen sind des Öfteren nicht situationsadäquat und störend somit das gesamte Wohlbefinden des Coachees. Durch gestalttherapeutische Ansätze können störende Reaktionsweisen erkannt und überwunden werden. Dabei ist die Rolle des Coaches die des partnerschaftlichen Begleiters, der, gemeinsam mit dem Coachee, Übungen und Methoden entwickelt und die gewünschten Ergebnisse bespricht, sowie die Zustimmung zur Durchführung einholt.

Für die Gestalttherapie bzw. des gestaltorientierten Coachings ist der offene und transparente Dialog zwischen Coach und Coachee wichtig. So legt bspw. der Coach seine Überlegungen zur Analyse und Vorgehensweise offen dar. Offenheit und gegenseitiges Vertrauen sind wesentlich. Dabei ist es essentiell, dass der Coach alle Vorannahmen, Vermutungen und Erwartungen über den Coachee und/oder dessen aktuelle Situation so gut es geht eliminiert, um sich unvoreingenommen und mit offenen Sinnen der Erlebniswelt des Coachees öffnen zu können. Die wertfreie, unvoreingenommene Wahrnehmung geht vor Interpretation oder Spekulation.

Die von dem Coach und Coachee gemeinsam festgelegten Methoden haben die Aufgabe, den Coachee bei seinen Anpassungsprozessen zur Bedürfnisbefriedigung zu unterstützen. Dies beinhaltet die Analyse der Bedürfnisse, als auch die Erforschung und Anpassung der Reaktionen bzw. Verhaltensweisen. Ein probates Mittel hierzu ist es den Coachee in die Lage zu versetzen seine Situation aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus zu betrachten und damit zu objektivieren. Der Coache wird in die Lage versetzt sich bewusst für oder gegen eine bestimmte Verhaltensweise zu entscheiden oder aber neue Verhaltensweisen zu entwickeln. Sein Verhaltensrepertoire wird um Handlungsalternativen erweitert, die eine adäquatere Reaktion auf bestimmte Reizsituationen ermöglicht.

Coachings, die sich an der Gestalttherapie orientieren, verwenden primär folgende Methoden:

  • Interventionen durch den Coach, z.B. durch Fragen oder Erörterungen
  • Feedback von wertfreien Beobachtungen des Coaches z.B. zum Klang der Stimme, der Körperhaltung oder der Atmung
  • Übungen, Gedankenexperimente und Rollenspiele, die auch neuartige Situationen beinhalten
  • Hausaufgaben, wodurch der Coachee neue Verhaltensweisen ausprobiert und neue Erfahrungen gewinnt
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